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Kulturstadträtin Kaup-Hasler

EINE WELTOFFENE, ZUKUNFTSBEJAHENDE UND KRITISCHE KOMPETENZ FÜR WIEN

Von Helmut Ploebst

Erstaunlich. Es ist tatsächlich passiert. Die Entscheidung, Veronica Kaup-Hasler als neue Kulturstadträtin und Nachfolgerin von Andreas Mailath-Pokorny einzusetzen, bedeutet einen Paradigmenwechsel in der Wiener Kulturpolitik. Die ehemalige Intendantin (bis 2017) des Steirischen Herbst ist zudem die einzige denkbar gewesene Kandidatin, zu der das auf corpus vorgeschlagene Profil  – siehe „Eine Kulturstadträtin für Wien“ vom 20. April 2018 – auf Punkt und Beistrich passt.

 

Es spricht sehr für den künftigen Wiener Bürgermeister Michael Ludwig, dass er sich bei dieser Entscheidung nicht von innerparteilichem Kalkül oder dem Namedropping der Mainstreammedien hat leiten lassen, sondern offenbar von einem ehrlichen, positiven Veränderungs- und Erneuerungswillen. Kaup-Haslers Steirischer Herbst war beispielgebend dafür, wie ein Stadtfestival von internationalem Format lokal so zu gestalten ist, dass die Bevölkerung an den wichtigsten Impulsen teilhaben kann, die derzeit aus der Kunst im Hinblick auf die kulturellen Herausforderungen unserer Gegenwart kommen.

 

Wer die bisherige Laufbahn der gebürtigen (*1968) Dresdnerin und frühen Immigrantin nach Wien (1970) verfolgt hat, kennt sie als weltoffene, neugierige und kritische Kompetenz, die sich lieber einmal zu wenig als einmal zu viel ein Blatt vor den Mund nimmt. Weiters als eine Kommunikatorin in Sachen Kunst, Inter- und Transkulturalität, die sich den Mut nicht hat nehmen lassen, zukunftsbejahende Visionen zu entwickeln. An ihr haftet kein parteikaderhafter „Stallgeruch“, dafür steht Kaup-Hasler für eine echte politische Haltung, die der Sozialdemokratie sicherlich gut tun wird.

 

Kein Wunder und auch ein gutes Zeichen, dass die FPÖ, der andere, politpragmatischere und populistischere Kandidaten sicherlich lieber gewesen wären, gleich ein bisserl grantelt. Mit jemandem wie Veronica Kaup-Hasler in der Politik werden die Testreihen der Freiheitlichen, Österreich ein bisserl mehr zu orbánisieren, ganz sicher empfindlich gestört.

 

(14.5.2018)