The Zimmer @ CPA 2009
CORPUS PROVIDED “THE ZIMMER” EVERY NIGHT AFTER THE CPA'S PERFORMANCES AT HOTEL EUROPA IN GRAZ. THIS DOCUMENT WAS COMPOSED
DIE ANKÜNDIGUNG
Unter dem Namen "CORPUS – The Zimmer" wird für die Dauer der CPA ein Hotelzimmer reserviert. Als Installation, als Lounge-after-CPA, als Treffpunkt stellt corpus jede Nacht nach den Vorstellungen der Plattform "The Zimmer" zur Verfügung – mit Zimmerservice, Musik und Aschenbechern. Und vielleicht einer ganz minimalen Verschiebung oder einer subtilen Verrücktheit. In diesem Zimmer wird niemand wohnen oder schlafen. In diesem Zimmer wartet corpus auf Dich! Wenn Du endlich heimkommen willst. Wenn Du noch einmal ausgehen musst. Wenn die Erlebnisse des Tages in die Nacht geschüttet werden sollen, dann öffnet sich "The Zimmer" für Dich. Du kommst ohne Anmeldung. So wie Du willst. Ein Kommen, ein Gehen. Eine Durchmischung. Woher kommen diese im Zimmer verstreuten Rufe, diese Strahlen, dieser Hauch, diese Ströme? Das Gehör präzisiert es, und der Gesichtssinn entscheidet darüber. Der Geruchssinn nimmt einen Geruch auf, der sich im Hotel verbreitet, ohne auf einen bestimmten Empfänger zu zielen. Der Gesichtssinn sucht alles ab, von links nach rechts durch die Korridore, um stochastisch Hindernisse und freie Sicht abzutasten: Ein Besuch ist besser als ein Blick. |
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THE ANNOUNCEMENT
A hotel room will be booked for the duration of the CPA under the name "CORPUS – The Zimmer". As an installation, as a lounge-after-CPA, and as a meeting place, corpus provides "The Zimmer" every evening after the platform's performances – with room service, music and ashtrays. And perhaps with a minimal shift or subtle displacement. No-one will live or sleep in this room. corpus awaits you in this room! When you finally want to go home. When you've got to go out again. When you want to pour the experiences of the day into the night, then "The Zimmer" opens for you. You arrive without booking. As you like. A coming and going. A mixing. Where do these cries, these rays, this breath, these flows around the room come from? The ear pins it down, and the eye decides. The nose picks up a smell wafting around the hotel, without being intended for a particular person. The eye scans everything, from left to right through the corridors, stochastically looking for obstacles and a free line of sight. Visiting is better than looking. |
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Das wären interessante Sprungbretter: Ein Wissen, das sich durchatmet. (Kennst du den Roman Die Katze, die durch die Wände geht?) Performances von Befindlichkeiten. Performances ausgehend von persönlichem Erleben. Was ist privat? Was ist authentisch? Ist die Performerin per se eine Figur und nie echt? Eine Komposition mit Anekdoten. Eine Choreographie als Stand-up Comedy. Eine Improvisation mit geplanten Motivationen. |
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This could be interesting springboards: Performances of mental states. A composition with anecdotes. |
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Aus Nijinskys Tagebuch Die Kritik ist der Tod. Ich habe mich einmal mit einem Mann in einem Zimmer unterhalten. Ich führte mit ihm ein hitziges Gespräch, denn er hatte mich in Harnisch gebracht. Ich hatte bemerkt, dass es sich bei ihm um einen russischen Geheimagenten zur Bekämpfung innerer Unruhestiftung handelte. Er glaubte, ich sei ein Anarchist. Ich weiss nicht, warum er glaubte, ich sei ein Anarchist. Er mochte mich nicht, das fühlte ich, und deshalb nahm ich mich vor ihm in acht. Mich beschäftigten meine Überlegungen zur Kritik, und deshalb redete ich über die Kritik. Er hatte das Wort an mich gerichtet, um mich in ein Gespräch über Innenpolitik zu verwickeln. |
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From Nijinsky's diary Critique is death. I once talked with a man in a room. We had a heated conversation, for he had infuriated me. I had noticed that he really was a Russian secret agent for the suppression of inner unrest. He thought I was an anarchist. I could feel that he didn't like me, and therefore I was wary of him. I was preoccupied with my thoughts about critique, and so I talked about critique. He had addressed me in order to involve me in a conversation about domestic policies. |
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24 SÄTZE VON ANDREI ANDRIANOV (Teil 1)
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24 SENTENCES BY ANDREI ANDRIANOV (part 1)
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„Meine Anekdotische Musik“– äußerte Luc Ferrari 1971 im Gespräch mit Hansjörg Pauli – „entstand als Versuch, eine Musik zu finden, die zugleich einfach ist und ungewohnt. Ich habe Stücke wie Music Promenade aus musikalischen Bildern, aus Tonbildern aufgebaut: Aufnahmen aus der Realität, die ihren Realitätswert behalten und also ganz konkret etwas sagen. Jedes dieser Tonbilder enthält Fragmente von Geschichten, Ansätze zu Geschichten. Aber die Montage erzählt keine geradlinige Story. Zur Story werden die vielen Fragmente, die sich da überlagern und kreuzen und vermengen erst, wenn die Fantasie des Hörers sich ihrer annimmt und Zusammenhänge konstruiert. Allgemeiner formuliert: Meine Anekdotische Musik bringt dem Publikum die Bilder seiner eigenen Realität und seiner eigenen Imagination.“ |
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"My anecdotic music" – Luc Ferrari said in 1971 during a conversation with Hansjörg Pauli – "was created in the attempt to find a music which should be simple and unusual at the same time. I built up pieces like Music Promenade from musical images, sound images: Recordings from reality which keep their realistic value and so say something very concretely. Each of these sound images contains fragments of stories, beginnings of stories. But the montage doesn't tell a straight story. The story is made up by the many fragments overlapping and crossing and mixing up with each other only when the listener's imagination takes care of them, constructing connections. More generally spoken: my anecdotic music provides the audience with images of its own reality and its own imagination." | |||||||||||||||||||||||
Nur Geringes kann hier in diesem Denken vom Ereignis gesagt werden. Was gesagt wird, ist gefragt und gedacht als Zuspiel. Das Fragen erweckt vielleicht den Verdacht der leeren Versteifung auf das Unsichere, Unentschiedene und Unentscheidbare. Es soll jedoch gerade nicht ein Zurückreißen des Wissens in stillstehende Besinnung sein, nicht Vereinigendes, Hemmendes, oder gar Verneinendes. Im Fragen ist der treibende Ansturm des Ja zum Unbewältigten, die Weitung in das noch unausgewogene Zuerwägende. |
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It is not much that can be said in this thinking about the event. That which is said, is thought and asked like passing a ball. |
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Differenzierungen
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Distinctions
How do the following items behave in the respective performances: – negotiations of the body – communication with the spectator – as participant or as witness – how much space does language get and the matters which can be mediated by language? – dealing with past, present, and future on the stage – how is the 4th wall dealt with? – time or space performance? |
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24 SÄTZE VON ANDREI ANDRIANOV (Teil 2)
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24 SENTENCES BY ANDREI ANDRIANOV (part 2)
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Um auf die mythische Kraft des ZIMMERS zurückzukommen: Es erfüllt zwei harmonisierende, pazifizierende Aufgaben: a) Es ist der Ort, wo das Subjekt von allem Ostentativen befreit ist; seine Ästhetik ist also zweitrangig, es spielt keine dekorative Rolle; seine Ästhetik ist völlig solipsistisch, nur für das Subjekt allein; es vermischt also praktische, symbolische, biographische, manische Elemente ausserhalb jedes ästhetischen Codes; b) Das Wunder des Zimmers besteht darin, zwei logisch einander ausschliessenden Werten gleichzeitig Gestalt zu geben (sie zu vereinen): Abgeschlossenheit (das heisst Schutz, Sicherheit) und absolute Freiheit, „was einen selbst angeht“. (Roland Barthes: Sitzung vom 26. Januar 1980, in „Die Vorbereitung des Romans“) |
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To return to the mythical power of the ROOM: It fulfils two harmonising, pacifying tasks: a) It is the place where the subject is freed from all ostentatiousness; its aesthetic thus is secondary, it does not play a decorative role; its aesthetic is entirely solipsistic, for the subject only; it mixes practical, symbolical, biographical, manical elements outside of any aesthetic code; b) The wonder of the room consists of simultaneously giving a gestalt to two values logically excluding each other (uniting them): Seclusion (meaning shelter, security) and absolute freedom "concerning oneself". (Roland Barthes: Session on January 26, 1980, in "Preparation of the Novel") |
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Ja. Eine Figur wiederholen, um eine Gestalt darzustellen. Ja. Eine Gestalt wiederholen, um eine Figur darzustellen. Ja. Eine Gestalt darstellen, um eine Figur zu wiederholen. Ja. Eine Figur darstellen, um eine Gestalt zu wiederholen. |
Yes. Repeating a figure to present a shape. Yes. Repeating a shape to present a figure. Yes. Presenting a shape to repeat a figure. Yes. Presenting a figure to repeat a shape. |
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THANK YOU FOR YOUR CONTRIBUTION TO OUR GOOD WORK | |||||||||||||||||||||||
(4.2.2009) | |||||||||||||||||||||||