Der Tanz von Museum und Performance

Von CORPUS

In den Weißen Hallen für Ausstellungen und von Museen finden Performance und Tanz ein Umfeld, das häufig – im Gegensatz zu den Schwarzen Sälen der Theater – mit korrespondierenden Kunstwerken aufgeladen ist. Jede ephemere Kunst versetzt die Blicke der Kunstrezipientınnen bei deren Versuchen, den Ereignissen zu verfolgen, in Aufruhr. Objekthafte Kunst dagegen fordert die Fokussierung des Schauens, Entzifferns und Lesens. In Museen erhält die Performance standortspezifischen („site specific“) Charakter wie etwa auch im öffentlichen Raum. Dabei fließen Ereignis und Situation ineinander.

 

Die seit einigen Jahren intensiv geführte Untersuchung dieser Konfluenz ist mehr als bloß ein Trend. Sie zeigt, dass beide Genres von einem Drang gegenseitiger Anreicherung getrieben werden. Darüber hinaus zeigt sich auch hier, dass die Performance sich ihrer virtuellen Simulation im Cyberspace zu widersetzen beginnt, und dafür zunehmend konnotierte, also nicht neutrale Umgebungen aufsucht. Die sich daraus ergebenden Möglichkeiten sind noch lange nicht ausgeschöpft.

 

Mit drei Texten leuchtet corpus jetzt tiefer in den sich aus der Begegnung von Performance und Museum ergebenden Diskurs. Die Tanzwissenschaftlerınnen Nicole Haitzinger und Mark Franko haben das New Yorker MoMA besucht und analysieren ihre Beobachtungen zweier performativer Setzungen in dieser Institution. Einmal die heterotopische Intervention 20 Dancers for the XX Century von Boris Charmatz’ Musée de la danse innerhalb des Kunstmuseums und zum anderen die Variationen des Themas Massacre von Alexandra Bachzetsis, gespiegelt auf die Erste Avantgarde des 20. Jahrhunderts.

 

Wie Performance im Museum ohne die Präsenz von Performerınnen möglich wird, hat Helmut Ploebst im Wiener Mumok erfahren. Er fand in Jakob Lena Knebls Ausstellung Oh, ... eine Performance von Relationen. Diese stellt das Verhältnis zwischen Objekt und Körper auf die Basis eines Denkens, das Ereignis und Situation gleichermaßen als hypothetisch annimmt und als Diskursraum der Verbindungen entwirft. (7.4.2017)

 

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Anti-Museum, Super-Museum, Heterotopia
IN BORIS CHARMATZ’S “20 DANCERS FOR THE XX CENTURY”
By Mark Franko

 

Ballet Mécanique im Chthuluzän
ALEXANDRA BACHZETSIS’ OKTOPODISCHES “MASSACRE” IM NEW YORKER MoMA
Von Nicole Haitzinger

 

The Spooky Jakob Lena Knebl Show
ZUR ERSTEN MUSEUMSAUSSTELLUNG DER ÖSTERREICHISCHEN KÜNSTLERIN IM WIENER MUMOK
Von Helmut Ploebst