Das Spektakel als Leben

ANMERKUNGEN ZU EINIGEM #1

Von Esther Veils

Darf man sich einen Film, der untertitelt ist mit „Lebendiger als das Leben“, [1] überhaupt ansehen? Der Spruch soll möglicherweise lustig sein, weist aber auf eines der Hauptprobleme unserer Gesellschaft hin, was sicher nicht die Absicht der Filmemacher war.

 

Wir sind so eingefangen in der Welt der Bilder von uns selbst, dass wir uns als Teil dieser vorgespiegelten Wirklichkeit sehen; ob Touristen, Terroristen, Manager, Bauarbeiter, es gibt einen Film (früher Romane, Theaterstücke …) dazu, der unsere Rolle definiert oder uns zeigt, was sie sein könnte. Die Unterscheidung fällt immer schwerer, das ohnehin fragile, weil weithin unbestätigte, Konstrukt von Wahrheit und Wirklichkeit wird zunehmend irrelevant: Wichtig ist die Rolle, die du spielst.


Ein anderes Format brüstet sich mit dem Spruch „the only show as colourful as life“. [2] Das ist aber vermutlich auf absichtliche Farbenblindheit zurückzuführen, die auch immer häufiger wird.

Präzisierungen:

  1. ^ Lee Unkrich / Adrian Molina, Coco (deutsch: Coco – Lebendiger als das Leben!), Pixar-Animationsfilm, USA 2017.
  2. ^ Blue Man Group: the only show as colourful as life, Tour, bis 28. Jänner 2018 auch in der Wiener Stadthalle.

 

(27. 1. 2018)